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Fahren auf glatter Fahrbahn ist herausfordernd und gefährlich, besonders in den ersten frostigen Tagen. Jedes Jahr kommt es zu zahlreichen Unfällen, Rutschpartien und leider auch zu Todesfällen, die in den Nachrichten dokumentiert werden. Oft hört man, dass nicht alle Autos für den Winter gerüstet sind, was das Risiko für alle Verkehrsteilnehmer erhöht.
Spicker: Wichtige Hinweise zum sicheren Fahren im Winter
- Winterreifen: Sind gesetzlich vorgeschrieben und bieten besseren Grip bei Kälte, Schnee und Eis. Rechtzeitiger Wechsel schützt vor Unfällen und Strafen.
- Fahrweise anpassen: Reduzieren Sie die Geschwindigkeit und halten Sie ausreichend Abstand. Auf Eis und Schnee ist nur etwa 30% der Haftung auf der Straße vorhanden.
- Richtig fahren bei Schnee und Eis: Bei Rutschgefahr immer die Kupplung durchtreten und ruhig lenken. Vermeiden Sie Bremsmanöver in Kurven.
- Glatteis: Bei vereisten Straßen darf nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Schneeketten oder Spikes sind notwendig für Traktion.
- Elektronische Helfer: ABS, ESP und Traktionskontrolle bieten Unterstützung, sollten jedoch bei verschneiten Bergfahrten gegebenenfalls deaktiviert werden.
- Fahren mit Anhänger: Auch Anhänger müssen mit Winterreifen ausgestattet und mit Schneeketten versehen werden, um ein Wegrutschen zu verhindern.
Rechtzeitiges Wechseln auf Winterreifen und Fahrweise anpassen
Winterreifen sind in Deutschland mittlerweile Pflicht und bieten bei kaltem Wetter (nicht nur auf Schnee und Eis) einen besseren Grip. Sie haben auch ein tieferes Profil, das die Haftung auf der Fahrbahn erhöht. Mehr als die Hälfte der Verkehrsteilnehmer nutzt bereits Winterreifen, doch leider wechseln viele erst, wenn es zu spät ist – nämlich wenn der erste Schnee fällt.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Autofahrer ihre Fahrweise in den winterlichen Monaten nicht umstellen. Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl betont die Wichtigkeit, die Geschwindigkeit den winterlichen Bedingungen anzupassen. Schnelles Fahren auf Eis und Schnee kann schnell dazu führen, dass man ins Rutschen kommt oder von der Straße abkommt. Röhrl erklärt, dass „die Haftung auf trockener Straße bei 100 Prozent liegt, auf schneebedeckter Straße jedoch nur noch bei 30 Prozent“. Daher ist es entscheidend, vorausschauend zu fahren, ausreichend Abstand zu halten und auf plötzliche Bremsmanöver zu verzichten.
Sicheres Autofahren bei Eis und Schnee
Trotz aller Vorsicht kann das Fahrzeug auf Eis und Schnee instabil werden. Ein häufiges Szenario ist das Schieben über die Vorderräder oder das Ausbrechen des Hecks. In diesen Situationen sollte die Kupplung immer durchtreten werden, damit sich die Antriebsräder vom Motor lösen und sich schneller stabilisieren können. Eine kleine, gezielte Lenkbewegung hilft dabei, das Auto wieder unter Kontrolle zu bekommen. Zudem ist es wichtig, in Kurven nicht zu bremsen, um ein Abrutschen zu vermeiden.
Bremsen sollte immer vor einer Kurve erfolgen, da Bremsen in der Kurve leicht zu einem Verlust der Bodenhaftung führt. Besonders in Kurven mit Schneeflächen ist Vorsicht geboten – diese sollten wenn möglich umfahren werden, aber nur, wenn es der Verkehr zulässt. Außerdem können schneebedeckte Straßen bei hohem Verkehrsaufkommen zu polierten Eisflächen werden, die die Haftung weiter verringern und den Bremsweg erheblich verlängern.
Eis ist gefährlicher als Schnee
Auf schneebedeckten Straßen kann man das Fahrzeug noch relativ gut kontrollieren, aber bei Glatteis ist dies nahezu unmöglich. In diesem Fall sollte das Fahrzeug, wenn möglich, nicht bewegt werden. Falls doch, darf nur mit sehr geringer Geschwindigkeit gefahren werden. Nur mit Schneeketten oder Spikes (letzteres ist in Deutschland verboten) kann auf einer geschlossenen Eisdecke ausreichend Traktion erzielt werden.
Gefährliches Abfahren
Besondere Vorsicht ist auf geräumten Autobahnen oder Schnellstraßen geboten, da die Abfahrten oft nicht ebenso geräumt sind. Hier sollte man die Geschwindigkeit auf der geräumten Strecke so weit wie möglich reduzieren, um auch auf der schneebedeckten Abbiegespur noch genügend Tempo zu verlieren und ohne Bremsen sicher in der Kurve zu fahren.
Fahren auf Eis und Schnee mit und ohne elektronische Helfer
Ein Fahrzeug mit ABS lässt sich auch während einer Vollbremsung lenken. Dabei sollte jedoch auch die Kupplung betätigt werden. Bei Fahrzeugen ohne ABS sollte auf glatter Fahrbahn ausgekuppelt und das Bremspedal „dosiert“ betätigt werden, um ein Blockieren der Räder und ein Schleudern des Fahrzeugs zu vermeiden. Bei einer Notbremsung muss das Bremsmanöver kurz unterbrochen werden, um die Fahrtrichtung zu korrigieren.
Beim Anfahren auf Eis oder Schnee empfiehlt es sich, den zweiten Gang einzulegen, wenn das Fahrzeug keine Antriebsschlupfregelung (ASR) hat, da dies die Antriebskraft verringert und das Durchdrehen der Räder verhindert. Sollte das Fahrzeug aufgrund von Schnee nicht vorwärts kommen, kann das sogenannte „Rausschaukeln“ helfen, wobei das ASR (falls vorhanden) deaktiviert werden muss, um gezieltes Durchdrehen der Räder zu ermöglichen.
Wer über ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) verfügt, hat einen Vorteil, da dieses System viele Unfälle verhindern kann, insbesondere bei zu schnell gefahrenen Kurven. Allerdings kann ESP bei Fahrten auf verschneiten Bergstraßen Probleme bereiten, da es in Kombination mit ABS und ASR die Motorleistung drosselt und zu einem Stillstand führen kann. In diesem Fall sollte ESP ausgeschaltet werden, bis der Berg „erklommen“ ist.
Fahren mit Wohnwagen im Winter
Wer mit einem Wohnwagen unterwegs ist, sollte auch den Anhänger mit Winterreifen ausstatten. Besonders wichtig ist die Kontrolle der Reifen, da diese durch seltene Nutzung schneller altern. Wenn die Winterreifen des Anhängers älter als 6 Jahre sind, sollten sie unbedingt erneuert werden. Außerdem sollten Schneeketten am Anhänger montiert werden, wenn das Zugfahrzeug ebenfalls Schneeketten benötigt, um das Risiko eines Wegrutschens zu minimieren.
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Mehr Infos rund um Winterreifen www.winterreifen.de