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In der heutigen Zeit ist es für viele Autofahrer selbstverständlich, im Winter auf Winterreifen umzusteigen. Diese gesetzliche Vorgabe ist das Ergebnis politischer Entscheidungen, die darauf abzielen, die Verkehrssicherheit in der kalten Jahreszeit zu erhöhen. Seit dem 4. Dezember 2010 gilt in Deutschland die Winterreifenpflicht, die Autofahrer dazu verpflichtet, bei winterlichen Verhältnissen wie Schnee, Matsch oder Eis Reifen mit dem Symbol "M+S" zu verwenden.
Allerdings ist die deutsche Winterreifenpflicht nicht so klar definiert, wie es zunächst scheint. Das Gesetz schreibt lediglich vor, dass bei winterlichen Bedingungen geeignete Reifen verwendet werden müssen, ohne einen spezifischen Zeitraum für den Wechsel auf Winterreifen festzulegen. Eine allgemein akzeptierte Faustregel besagt, dass Winterreifen von Oktober bis Ostern montiert werden sollten, um auf der sicheren Seite zu sein.
Gründe und Argumente gegen eine solche Regelung
Wie bei vielen gesetzlichen Regelungen gab es auch zu Beginn der Winterreifenpflicht zahlreiche Kritiker. Neben dem lästigen Reifenwechsel wurden verschiedene Argumente vorgebracht, die gegen die Einführung dieser Vorschrift sprachen.
Eines der häufigsten Argumente war der Preis. Der Kauf eines kompletten Reifensatzes kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Doch betrachtet man die Lebensdauer eines Reifensatzes und die zusätzliche Sicherheit, die Winterreifen bieten, relativiert sich diese anfängliche Investition schnell. Sommerreifen bieten in winterlichen Bedingungen einfach nicht den nötigen Grip und können zu gefährlichen Situationen führen.
Ein weiteres Argument gegen die Winterreifenpflicht bezieht sich auf die veränderten klimatischen Bedingungen in vielen Regionen Deutschlands. Kritiker behaupten, dass wir in vielen Teilen des Landes keinen richtigen Winter mehr haben. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass auch bei milden Temperaturen die Eigenschaften von Winterreifen, insbesondere bei Nässe, überlegen sind. Dies belegen zahlreiche Reifentests, wie sie beispielsweise vom ADAC durchgeführt werden.
Winterreifen haben im Winter mehr Grip als Sommerreifen!
Eine Analyse der Straßenzustände während der Wintermonate zeigt:
- 15 Prozent der Straßen sind schneebedeckt,
- 45 Prozent sind nass und
- 40 Prozent sind trocken, jedoch bei kalten Temperaturen.
Auf trockenen, kalten oder nassen Fahrbahnen bieten Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen einen deutlich besseren Grip. Dies liegt an der speziellen Gummimischung, die bei niedrigen Temperaturen ihre Flexibilität behält und somit eine bessere Haftung auf der Straße gewährleistet. Das tiefere Profil der Winterreifen trägt ebenfalls dazu bei, dass Wasser und Schnee besser abgeleitet werden können, was das Risiko von Aquaplaning reduziert.
Warum ist das so wichtig?
Bei frostigen Temperaturen sind Winterreifen unverzichtbar, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten. Die thermoelastische Laufflächenmischung sorgt dafür, dass der Reifen auch bei Kälte griffig bleibt und einen optimalen Kontakt zur Fahrbahn bietet.
Winterreifen im Sommer
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Um optimal zu funktionieren, sollten Winterreifen eine Profiltiefe von mindestens 4 mm aufweisen. Einige Autofahrer entscheiden sich jedoch dazu, ihre Winterreifen auch im Sommer zu nutzen, um die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm zu erreichen. Doch wie gut ist ein Winterreifen tatsächlich im Sommer?
Tests auf nasser Fahrbahn bei Temperaturen von 13 und 25 Grad ergaben:
- Der Bremsweg von Sommer- und Winterreifen war nahezu gleich.
Auf trockener Fahrbahn bei 13 und 35 Grad jedoch:
Der Winterreifen benötigte bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h einen 16 Meter längeren Bremsweg, was etwa vier Autolängen entspricht. Zudem traten beim Handling in langen Kurven und Autobahnfahrten erhebliche Unterschiede auf. Mit steigenden Temperaturen verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Winter- und Sommerreifen erheblich.
Sind Allwetterreifen eine Alternative?
Allwetterreifen, auch bekannt als Ganzjahresreifen, stellen eine interessante Alternative dar. Diese Reifen kombinieren Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen und tragen das Symbol "M+S" oder ein Schneeflockensymbol. Im Vergleich zu spezialisierten Sommer- und Winterreifen schneiden sie in einigen Aspekten jedoch ab.
Insbesondere für Kleinwagen und kompakte Fahrzeuge, die überwiegend in städtischen Gebieten eingesetzt werden, können Allwetterreifen eine sinnvolle Option sein. Auch in Regionen mit milden Wintern sind sie durchaus verwendbar. Der Hauptvorteil besteht darin, dass sich Autofahrer den Kauf eines zweiten Reifensatzes sparen können.
Für Vielfahrer, sportliche Limousinen und Fahrzeuge, die häufig in schneereichen Gebieten unterwegs sind, sind Allwetterreifen jedoch nicht zu empfehlen. Diese Reifen erfüllen oft nicht die Anforderungen an präzise Lenkreaktionen und geringen Verschleiß auf trockenen Straßen.
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Große Preisunterschiede beachten
Wenn Sie sich dazu entschieden haben, neue Winter- oder Sommerreifen zu kaufen, sollten Sie dies rechtzeitig tun. Achten Sie beim Kauf auf die Preise, da dieselben Reifen bei verschiedenen Anbietern oft stark im Preis variieren können. In einigen Fällen liegen die Preise um bis zu 30 Prozent über dem Normalpreis.
Seien Sie zudem vorsichtig bei der Wahl der Marke und des Modells. Informieren Sie sich durch verschiedene Reifen-Tests von Organisationen wie dem ADAC oder Stiftung Warentest, um sicherzustellen, dass Sie ein sicheres Produkt erwerben.
Geschwindigkeitsindex beachten
Neue Reifen sind eine Investition. Wer hierbei sparen möchte, sollte Folgendes beachten: Wenn Ihr Fahrzeug laut Fahrzeugbrief eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h erreicht, benötigen Sie normalerweise Reifen der Kategorie „H“, die bis zu dieser Geschwindigkeit zugelassen sind. Bei Winterreifen ist es jedoch erlaubt, eine Kategorie unter der im Fahrzeugbrief angegebenen Marke zu wählen.
In unserem Beispiel könnten Sie Reifen mit dem Vermerk „T“ wählen, die bis 190 km/h zugelassen sind. Wichtig ist, dass Sie in einem solchen Fall einen Aufkleber im Sichtbereich des Fahrers anbringen, der auf die maximale Geschwindigkeit des Reifens hinweist.
Winterreifenpflicht im Ausland!
Die Winterreifenpflicht gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern. Autofahrer sollten sich vor einer Reise über die spezifischen Vorschriften der Länder, die sie durchfahren oder besuchen, informieren. Die Regelungen können von den deutschen Vorgaben abweichen, und Verstöße können zu hohen Bußgeldern oder dem Verlust des Versicherungsschutzes führen.
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