Wildunfälle sind eine oft unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. Schon bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h kann ein Zusammenstoß mit einem Reh dramatische Folgen haben. Ein 20 Kilogramm schweres Tier erreicht dabei ein Aufprallgewicht von rund einer Tonne. Bei einem Wildschwein steigt die Wucht sogar auf über zwei Tonnen.
Wildunfälle – Fakten
Jährlich ereignen sich in Deutschland rund 210.000 gemeldete Unfälle mit Wildtieren wie Rehen, Hirschen oder Wildschweinen. Experten gehen jedoch von einer Dunkelziffer aus, die vier- bis fünfmal so hoch liegt. Besonders häufig sind Kollisionen mit Rehen (etwa 80 %), gefolgt von Wildschweinen (10 %).
- Alle 2,5 Minuten stirbt ein Reh durch einen Verkehrsunfall.
- Etwa 20 Menschen sterben pro Jahr bei Wildunfällen, rund 3.000 werden verletzt.
- Der jährliche Sachschaden liegt bei etwa 500 Millionen Euro.
Die Gefahr steigt im Herbst, da die Brunftzeit beginnt. Statistisch sind Mai, Oktober und November Spitzenmonate, dennoch gilt: Das Risiko besteht ganzjährig.
Wildunfälle vermeiden
Wer durch Wald- oder Feldgebiete fährt, sollte Geschwindigkeit reduzieren und die Straßenränder besonders aufmerksam beobachten. Ein ausreichender Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ist wichtig. Irrtümlich wird oft angenommen, Wildwechsel finde nur in der Dämmerung statt – tatsächlich können Tiere zu jeder Tages- und Nachtzeit die Fahrbahn queren.
Wichtig: Rehe und Wildschweine treten selten allein auf. Oft folgen weitere Tiere – mit Nachzüglern muss immer gerechnet werden.
Expertentipp zum Verhalten bei Wildwechsel
Nachts empfiehlt es sich, mit Fernlicht zu fahren. Die Augen der Tiere reflektieren das Licht und sind so besser erkennbar. Taucht Wild am Straßenrand auf, gilt: Geschwindigkeit stark reduzieren, Fernlicht abblenden und hupen. Geblendete Tiere laufen häufig direkt auf die Lichtquelle zu.
Ist ein Zusammenstoß unvermeidlich, hilft nur eine Vollbremsung bei festem Griff am Lenkrad. Auf Ausweichmanöver sollte verzichtet werden – das Risiko eines Zusammenstoßes mit Bäumen oder Gegenverkehr ist zu hoch.
Ein ADAC-Crashtest zeigt: Bei 40 km/h demolierte ein 55 Kilogramm schwerer Wildtier-Dummy zwar die Motorhaube, die Windschutzscheibe blieb jedoch intakt – der Fahrer wäre unverletzt geblieben. Schwere Unfallfolgen entstehen also oft durch falsche Reaktionen.
Was ist nach einem Wildunfall zu tun?
Wichtige Schritte nach einem Wildunfall:
- Unfallstelle sichern und Warnblinker einschalten
- Polizei sofort informieren
- Fotos von Unfallstelle, Fahrzeugschäden und ggf. Tier machen
- Tier nur mit Handschuhen von der Straße entfernen – Vorsicht, es könnte noch leben
- Niemals Wild mitnehmen – das gilt als Wilderei und ist strafbar
- Eine Wildunfallbescheinigung von der Polizei ausstellen lassen
- Versicherung zeitnah informieren; Spuren erst beseitigen, wenn alles dokumentiert ist
Zahlt die Versicherung bei Wildunfällen?
Bei einer Vollkaskoversicherung gibt es in der Regel keine Probleme: Sie übernimmt die Kosten auch dann, wenn der Nachweis schwer fällt, oder bei Schäden durch Ausweichmanöver.
Die Teilkaskoversicherung zahlt nur, wenn der Wildunfall nachgewiesen werden kann. Schäden durch Ausweichmanöver sind meist nicht eingeschlossen – außer der Nachweis gelingt, dass auch eine Kollision denselben Schaden verursacht hätte. Zudem ist die Regulierung auf Haarwild nach Bundesjagdgesetz beschränkt (z. B. Rehe, Wildschweine, Hirsche, Hasen). Haus- und Nutztiere wie Kühe, Hunde oder Katzen sind nicht abgedeckt.
Viele Versicherungen bieten jedoch erweiterte Policen an, die auch Unfälle mit Federwild oder Haustieren einschließen.
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