Es ist kein Geheimnis, dass die deutsche Automobilindustrie bereits seit einigen Jahren im Wandel befindet. Der Klimawandel und die zahlreichen Umweltdebatten sind für die Autobauer nicht gerade förderlich, hinzu kommt der Abgasskandal, den die Autoindustrie mittlerweile einigermaßen schadlos überstanden hat.
Dennoch ist klar: In der Automobilbranche wird sich in den kommenden Jahren einiges tun. Es wird zwar noch eine Weile dauern, bis der klassische Verbrenner vom Elektroauto abgelöst wird. Konkurrenz droht vor allem aus China. Die Asiaten werden die Spitzenposition in der Produktion übernehmen, da sind sich Experten bereits sicher. Die neue Mobilität ist auf dem Vormarsch - und daher müssen die deutschen Automobilhersteller reagieren.
Die Nachfrage nach dem klassischen Automobilen wird stetig nachlassen. Das musste auch Volkswagen bereits feststellen. Der VW Passat galt lange Zeit als Aushängeschild der Wolfsburger, doch seit einigen Jahren ist die Nachfrage rapide gesunken. Während vor elf Jahren noch jedes fünfte Fahrzeug, das Volkswagen verkaufte, ein Passat war, ist es nun jeder Zehnte.
Tendenz weiter fallend. Die Folge: Im Volkswagen-Werk in Emden, wo der Passat sowohl als Kombi als auch als Limousine gebaut wurde musste der Konzern auf Kurzarbeit, verlängerten Werksurlaub und gekürzte Produktionsphasen setzen ( Quelle Weser-Ems-Wirtschaft.de ).
Die Zukunft des Emder VW-Werks
Schließlich entschloss sich Volkswagen sogar dazu, die Produktion beim neuesten Modell nicht mehr fortzusetzen. Dennoch mussten die rund 11.000 Mitarbeiter nicht um ihre Jobs fürchten, denn der Standort in Emden, der sich direkt am Hafen und damit aus logistischer Sicht als hervorragend darstellt, ist wichtig.
Der Volkswagen-Konzern gab der Belegschaft daher die Garantie, die Jobs bis mindestens 2028 zu sichern. Dafür wird der Standort in den kommenden Jahren für mehr als eine Milliarde Euro modernisiert und umgerüstet. Denn die Zukunft heißt Elektro.
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In spätestens sieben Jahren, also ab 2027, werden in Ostfriesland keine Autos mit Verbrennungsantrieb mehr gebaut. Stattdessen sollen rund 300.000 Elektroautos pro Jahr vom Band rollen. Der erste Schritt dazu wird bereits ab 2022 gemacht: An der ostfriesischen Nordseeküste wird ein Elektro-SUV gebaut. Das Modell sollte eigentlich im sächsischen Zwickau produziert werden, doch dort läuft die neue Elektrofamilie ID bereits gut an - und das Werk ist ausgelastet. Nun also der Wechsel an die Nordseeküste.
Unsicherheit in Ostfriesland
Dennoch sind sich die Beschäftigten des Emder VW-Werks über ihre genaue Zukunft nicht sicher. Anfangs hieß es, in Ostfriesland solle ein elektrischer Kleinwagen gebaut werden, nun ist es plötzlich ein protziger SUV. Diese Unsicherheit kritisiert auch die IG-Metall, die den Schritt zur Elektromobilität grundsätzlich begrüßt. Aber: Elektroautos bestehen aus weniger Teilen und sind daher mit einer geringeren Anzahl an Arbeitsschritten zu bauen, was doch für einen Stellenabbau sorgen könnte.
Immerhin: Glaubt man dem VW-Konzern, dann sollen ab 2023 bis zu fünf Modelle von Volkswagen, Seat und Skoda in Emden gebaut werden. Zudem besteht die Möglichkeit einer neuen Fabrik für die erforderlichen Batterien, was wiederum Arbeitsplätze schaffen würde. Sollten die Mitarbeiter dennoch ihren Job verlieren, winkt eine große Abfindung oder die Möglichkeit, einen Arbeitsplatz in anderen Automobilwerken in Deutschland zu bekommen - auch bei Porsche.
Fest steht bislang nur, dass es an der Nordseeküste nicht mehr so weitergeht wie bisher. Die Elektrifizierung des Automobils macht auch vor Ostfriesland keinen Halt. In den kommenden Jahren wird sich in Emden einiges ändern. Wichtig ist dabei vor allem, dass Volkswagen an dem Werk festhalten und dort Elektroautos bauen möchte. Und diese Nachricht dürfte nicht nur die Beschäftigten freuen.