Das Auge kauft zuerst – diesem Grundsatz folgen Profi-Verkäufer. Es sollte jedem klar sein, dass ein gebrauchtes Fahrzeug in der Regel vor der Besichtigung aufbereitet wird. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Dabei werden sowohl innen als auch außen spezielle Pflegemittel verwendet, um die Spuren der Jahre so gut wie möglich zu kaschieren. Doch genau das kann zu Problemen führen, wenn man wenig oder keine Ahnung davon hat, wie man zwischen einem Blender und einem guten Kauf unterscheidet.
Besonders beim Gebrauchtwagenkauf gibt es einiges zu beachten, damit dieser nicht zu einem Flop wird.
Tipps zum Gebrauchtwagenkauf:
- Händler oder Privat kaufen: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Günstiger kauft man oft von privat, aber sicherer ist der Kauf beim Händler. Unabhängig von einer eventuellen Gebrauchtwagengarantie kann man beim Händler auf eine zwölfmonatige Sachmangelhaftung zurückgreifen. Tipp: Privatkauf ist nur für erfahrene Autokenner ratsam.
- Informationen über typische Mängel: Nach der Fahrzeugauswahl sollte man sich vorab über die Schwachstellen des gewünschten Modells informieren.
- Preisvergleich: Nach der Entscheidung für ein Modell heißt es, Preise zu vergleichen. Nutze dazu Angebote aus der Zeitung oder noch besser aus dem Internet. Entscheidend dabei sind Baujahr, Kilometerleistung, Ausstattung, Zustand und Anzahl der Vorbesitzer.
- Zeit nehmen und gutes Wetter: Bei einer Besichtigung sollte man ausreichend Zeit mitbringen (mindestens zwei Stunden) und einen Tag mit gutem Wetter wählen. Unter Zeitdruck zu stehen oder eine Begutachtung im Regen durchzuführen, sind ungünstige Bedingungen (Lackfehler und Dellen sind im Regen schwer erkennbar).
- Nicht alleine gehen: Empfehlenswert ist es, bei einer Besichtigung eine weitere Person mitzunehmen, idealerweise jemanden mit Erfahrung. Vier Augen sehen mehr als zwei, und die zusätzliche Person kann als Zeuge dienen.
- Seriöser Verkäufer: Achte auf die Person, die das Auto verkauft. Wirkt sie vertrauensvoll und glaubwürdig oder eher zwiespältig?
Die Begutachtung des Fahrzeuges
Um ein Fahrzeug gründlich zu besichtigen, sollte es draußen im Freien stehen, mit ausreichend Platz.
Hierbei ist ein genauer Blick auf folgende Punkte wichtig:
- Unfallfrei? Achte auf Lack (verschiedene Farbtöne, Lackspuren an Gummidichtungen, etc.) und Spaltmaße.
- Allgemeinzustand: Überprüfe die Karosse auf Kratzer, Dellen, Steinschläge und Rost. Inspeziere den Innenraum gründlich und vergiss den Unterboden nicht, inklusive Auspuffanlage, Traggelenke und Stoßdämpfer.
- Kilometerstand: Bei einem zweifelhaften Kilometerstand könntest du den Vorbesitzer kontaktieren. Kontrolliere den Innenraum auf starke Abnutzungsspuren (Pedale, Lenkrad, durchgesessene Sitze, etc.).
- Bremsen und Reifen: Überprüfe sie sorgfältig.
- Sämtliche Armaturen und Kontrollleuchten: Prüfe die Funktion, auch von erweitertem Zubehör wie Klima, Standheizung, elektrischen Fensterhebern, Zentralverriegelung, etc.
- Motor: Ein Blick unter die Motorhaube ist unerlässlich. Achte darauf, dass der Motor sauber und trocken ist. Überprüfe Zahn- und Keilriemen auf Risse oder Porosität. Starte den Motor und achte auf auffällige Geräusche.
Papiere zeigen lassen: Fordere alle relevanten Papiere an, angefangen beim Fahrzeugbrief über das TÜV-Gutachten bis zum Serviceheft. Gerne auch vorhandene Originalrechnungen vorlegen lassen.
Die Probefahrt des Fahrzeuges
Unverzichtbar beim Gebrauchtwagenkauf ist die Probefahrt. Ist diese aus irgendeinem Grund nicht möglich, sollte das Geschäft sofort beendet werden. Während der Probefahrt sollte man auf merkwürdige Geräusche achten und mehrere Kilometer fahren. Beachte Lenkung, Kupplung, Schaltung und Bremsen. Achte darauf, dass der Wagen nicht zieht und in der Spur bleibt. Nach der Probefahrt wirf einen Blick in den Motorraum und unters Auto, um nach austretenden Flüssigkeiten Ausschau zu halten.
Tipp: Nutze die Probefahrt auch für einen Besuch bei einem Fachmann (TÜV, Werkstatt, etc.).
Siehe auch: Probefahrt vor dem Autokauf
Über den Preis verhandeln:
Die Verhandlung des Preises ist ein entscheidender Schritt im Gebrauchtwagenkauf. Hierbei geht es darum, einen fairen und akzeptablen Preis für das Fahrzeug zu erreichen.
Hier sind einige Tipps, wie Sie diesen Prozess erfolgreich gestalten können:
- Recherchieren Sie im Voraus: Bevor Sie mit dem Verkäufer über den Preis sprechen, sollten Sie sich gründlich über den Markt und den durchschnittlichen Preis für das betreffende Modell informieren. Vergleichen Sie Angebote ähnlicher Fahrzeuge, um eine realistische Vorstellung vom Wert zu bekommen.
- Seien Sie vorbereitet: Überlegen Sie im Voraus, welche Höchstgrenze Sie bereit sind zu zahlen. Berücksichtigen Sie dabei auch mögliche Reparatur- oder Wartungskosten, die in nächster Zeit anfallen könnten. Seien Sie darauf vorbereitet, Ihre Argumente für eine Preisreduktion klar und überzeugend darzulegen.
- Beginnen Sie mit einem angemessenen Angebot: Setzen Sie den Verhandlungsrahmen mit einem realistischen, aber etwas niedrigeren Angebot an. Dies ermöglicht eine positive Verhandlungsdynamik und signalisiert, dass Sie nicht bereit sind, den Angebotspreis kritiklos zu akzeptieren.
- Betonen Sie mögliche Mängel: Wenn Sie während der Begutachtung des Fahrzeugs Mängel oder Defekte festgestellt haben, die nicht unmittelbar offensichtlich sind, können Sie diese als Verhandlungsargument nutzen. Weisen Sie den Verkäufer höflich darauf hin und erklären Sie, warum dies den Wert des Fahrzeugs beeinträchtigen könnte.
- Seien Sie respektvoll und höflich: Die Kunst der Verhandlung besteht auch darin, respektvoll und höflich zu bleiben. Vermeiden Sie aggressive Verhandlungstaktiken, die die Atmosphäre vergiften könnten. Ein respektvolles Gespräch führt oft zu besseren Ergebnissen.
- Zeigen Sie Flexibilität: Wenn der Verkäufer nicht sofort auf Ihr erstes Angebot eingeht, seien Sie bereit, Kompromisse einzugehen. Zeigen Sie sich flexibel und suchen Sie nach Lösungen, die für beide Seiten akzeptabel sind. Dies kann den Verhandlungsprozess erleichtern.
- Berücksichtigen Sie Zusatzleistungen oder Mängel: Wenn der Verkäufer nicht bereit ist, den Preis zu senken, könnten Sie nach weiteren Leistungen fragen, die den Deal für Sie attraktiver machen könnten. Dies könnten zusätzliche Autoteile, eine längere Garantie oder ähnliche Zugeständnisse sein.
- Verhandeln Sie schriftlich: Wenn Sie sich auf einen Preis geeinigt haben, ist es ratsam, dies schriftlich im Kaufvertrag festzuhalten. Klären Sie alle Details, einschließlich des genauen Übergabezeitpunkts und eventueller Vereinbarungen über Reparaturen oder Servicearbeiten.
Denken Sie daran, dass eine erfolgreiche Preisverhandlung ein Gleichgewicht zwischen Fairness und Durchsetzungsvermögen erfordert. Ziel ist es, eine Einigung zu erzielen, mit der beide Parteien zufrieden sind.
Ein Kaufvertrag ist unerlässlich
Der Kaufvertrag ist das unerlässliche Bindeglied im Prozess des Gebrauchtwagenkaufs. Er bildet die rechtliche Grundlage und schützt sowohl den Käufer als auch den Verkäufer vor möglichen Missverständnissen und Streitigkeiten.
Hier sind die wesentlichen Aspekte, die im Kaufvertrag Berücksichtigung finden sollten:
- Identifikation des Fahrzeugs: Marke, Modell, Fahrgestellnummer, Kilometerstand.
- Preis und Zahlungsbedingungen: Klarer Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten.
- Zustand des Fahrzeugs: Mängel und Schäden detailliert beschreiben.
- Eigentumsübergang und Übergabe: Zeitpunkt der Übergabe und Eigentumsübergang.
- Gewährleistung und Garantien: Festlegung von Gewährleistungen und Garantien.
- Haftungsausschlüsse: Ausschlüsse für bestimmte Mängel oder Schäden.
- Sonstige Vereinbarungen: Individuelle Absprachen und Zusatzregelungen.
Tipp: Den Vertrag vor Unterzeichnung genau prüfen und im Zweifelsfall rechtlichen Rat einholen. Kopien für beide Parteien sichern einen reibungslosen Kaufprozess.
Siehe auch: Kaufvertrag: Kaufvertragsformular für den privaten Verkauf eines Gebrauchtwagens